NBC News unterstellt Gamern Verbindungen zu rechtsextremen Gruppen. Hier sind 7 Gründe, warum diese Anschuldigungen Unsinn sind.
Wie wir bereits berichteten sieht der US-Nachrichtensender NBC Verbindungen zwischen der Gaming Community und der rechtsextremen Alt-Right-Bewegung. Als äußerst dünnes Hauptargument stütze sich der NbC-Bericht dabei auf die Tatsache, dass sowohl Gamer als auch Aktivisten der rechten Szene das VoIP-Tool Discord benutzen. Im eingebetteten Video könnt ihr den gesamten Bericht sehen, in denen der Sender die Narrative vertritt, dass Gaming Communites eine Domäne sexistischer und rassistischer weißer Männer seien. Wir stellen also fest: Die Liste der Vorurteile gegen Gamer ist einmal mehr länger geworden.
Nun haben manche Klischees bekanntlich einen wahren Kern und manche Leute werden sich bestimmt fragen, ob das im Fall dieses neuen Klischees vom zockenden Alt-Right-Fan auch so ist. Wir zeigen euch hier sieben Gründe, warum die Antwort auf diese Frage ein klares und unmissverständliches „Nein!“ sein muss.
7 Gründe, warum Gamer nichts mit Alt-Right und Neonazis zu tun haben
7. Diversität in Videospielen

Assassin’s Creed Origins: Der ägyptische Held Bayek
Der Narrative des Berichts zufolge ist Gaming eine Domäne weißer Männer. Anita Sarkeesian und andere Third Wave-Feministinnen haben diese Lesart mit von Mal zu Mal absurder werdenden Videos zu verbreiten versucht. Zwar haben viele Spiele weiße, männliche Protagonisten, weibliche Helden wie Lara Croft sind jedoch längst etabliert, ebenso wie Figuren anderer Ethnien, etwa in Assassin’s Creed: Origins.

In MMORPGs wie Guild Wars 2 bestimmt der Spieler Geschlecht und Hautfarbe des Charakters
Was Kritiker, die Spiele in sexistisches oder rassistisches Licht rücken wollen, ebenso geflissentlich ignorieren, sind Spiele, in denen alleine der Spieler bestimmt, wie sein Held aussieht, etwa Fallout, Skyrim und natürlich so gut wie alle MMORPGs. Dort stehen, vorausgesetzt, die Hauptfigur ist ein Mensch, in der Regel Gesichtszüge und Hautfarben, die zu allen erdenklichen Ethnien passen, zur Verfügung. Das sind Design-Elemente, die nicht nötig wären, würden sich Spiele in erster Linie an Menschen mit rechtsextremer Gesinnung richten.
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[nextpage title=“Next Page“]6. Spiele machen sich über extreme Rechte lustig

Senil, schwach und nicht mehr Herr des eigenen Verdauungssystems: Neonazis werden den „Führer“ wohl nicht gerne in diesem Zustand sehen!
Denken wir an einige Spiele, die vor Kurzem erschienen sind oder bald erscheinen werden. Wenn rechte Gruppierungen dort auftauchen, dann sicher nicht in einer Art und Weise, die man im Entferntesten als Propaganda bezeichnen könnte. Das beste Beispiel dafür ist Wolfenstein II: The New Colossus. Die Nazis sind dort nicht nur die Schurken. Das Spiel macht sich auch in vielen Stellen über sie lustig. Sie sind also nicht „coole“ Bösewichte wie Darth Vader oder der Joker, sondern werden auch mit Verachtung gestraft. Man denke etwa an den senilen Hitler, der seine Körperfunktionen nicht mehr unter Kontrolle hat. In Far Cry 5 nimmt Ubisoft dann die religiöse Rechte in den USA aufs Korn. Das führte dort auch zu heftigen Protesten, womit wir beim nächsten Punkt wären.
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[nextpage title=“Next Page“]5. Rechtsextreme und Rechtspopulisten hassen Videospiele

Der erzkonservative Spielehasser Jack Thompson führte Krieg gegen GTA
Wenn sich Politiker und Aktivisten des extremen rechten Lagers zu Videospielen äußern, dann tun sie das in der Regel nicht auf eine positive Weise. Ein prominentes Beispiel für einen rechten Spielehasser ist der reaktionäre US-amerikanische Rechtsanwalt Jack Thompson, der einen regelrechten Kreuzzug gegen GTA führte. Doch der Hass gegen Spiele ist in der amerikanischen Rechten noch weiter verbreitet, als mancher denkt. Denn auch US-Präsident Trump ist in der Vergangenheit mit Tweets aufgefallen, in denen er Gamer als „Monster“ beschimpfte und indirekt ein Verbot von Spielen forderte.
Video game violence & glorification must be stopped—it is creating monsters!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) December 17, 2012
Auch der rechtsextreme Wikipedia-Klon „Conservapedia“ geht hart mit Videospielen ins Gericht. Im Artikel über Videospiele heißt es:
Warum sollte ein Gamer wohl solches Gedankengut unterstützen wollen? NBC News wird uns die Antwort darauf wohl schuldig bleiben!
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[nextpage title=“Next Page“]4. Der Bericht ist voll von amerikanischer Arroganz
Gamer sind eine internationale Community. Videospiele sind in Europa und Asien ebenso beliebt, wie in den USA. Die Alt-Right-Bewegung, zu der NBC News Gamern eine Verbindung unterstellt, ist dagegen ein amerikanisches Phänomen. Dennoch differenziert NBC News nicht und nimmt Gamer weltweit in Sippenhaft. Deutlich wird das auch, wenn Gamer als vorwiegend „weiße Männer“ beschrieben werden. So werden etwa Gamer in Japan, Korea oder China vollkommen ignoriert, obwohl Spiele in diesen Ländern eine große soziale und kulturelle Bedeutung haben. Für die Innenpolitik der USA interessieren sich dort dagegen viele Menschen höchstens peripher.
NBC News nimmt dabei, ohne es zu merken, selbst einen äußerst überheblichen Standpunkt ein, der der USA eine größere Bedeutung zukommen lässt als allen anderen Ländern dieses Planeten. Überraschend ist das freilich nicht, denn diese Sichtweise ist in den USA weit verbreitet. Dennoch ist sie ein äußerst schlechter Ausgangspunkt, um Rechtsextremismus anzuprangern.
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[nextpage title=“Next Page“]3. Starke Frauen in Spielen

Im patriarchalischen Weltbild der Alt-Right wäre für Bayonetta wohl kein Platz!
In der Gedankenwelt der extremen Rechten sind traditionelle Geschlechterrollen tief verankert. Dem typischen Alt-Right-Anhänger ist eine Frau, die die Küche häufig verlässt schon suspekt. Passen Lara Croft. Bayonetta, Sarah Kerrigan und Samus Aran in dieses Weltbild? Ihr merkt schon, dass diese Frage rein rhetorisch ist. Obwohl die besagten Charaktere auch viel Kritik von Third Wave-Feministinnen einstecken müssen, sind sie mit den Vorstellungen der Rechten viel weniger kompatibel als mit einer progressiven Sichtweise. Das selbe gilt auch für weibliche Charaktere in MMORPGs. Dort ist eine absolute Gleichberechtigung der Geschlechter eine Selbstverständlichkeit, was dem typischen Alt-Right-Aktivisten mit Sicherheit Magenkrämpfe bereiten dürfte.
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[nextpage title=“Next Page“]2. Positive Darstellung von LGBT-Menschen in Spielen

Gleichgeschlechtliche Liebe ist in Mass Effect kein Tabu.
Gleichgeschlechtliche Romanzen sind in Spielen längst eine Selbstverständlichkeit. Spielehelden konnten schon homosexuelle Beziehungen eingehen, als Schwule in Filme noch höchstens als lächerliche Nebenfiguren gezeigt wurden. So konnte der Spieler in Jade Empire etwa bereits 2005 schwule und lesbische Romanzen eingehen. Filme wurden erst wesentlich später so weltoffen. Fallout, Mass Effect, The Elder Scrolls, Guild Wars und natürlich die Sims sind ebenso Beispiele für Spiele-Franchises, die sexuelle Minderheiten in einem positiven Licht darstellen. Der traditionell homophoben rechten Szene dürfte dieses Offenheit zuwider sein.
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[nextpage title=“Next Page“]Die Schlussfolgerung entbehrt jeder Logik

Manchmal sagt ein Facepalm mehr als 1000 Worte.
Der mit Sicherheit wichtigste Punkt, wenn es darum geht, die Anschuldigungen von NBC News zurück zu weisen, ist die Tatsache, dass die Schlussfolgerung darin völlig unlogisch ist. Gamern wird Rechtsextremismus unterstellt, weil Rechtsextremisten mit Discord ein Programm benutzt haben, das für Gamer entwickelt wurde. Nun können aber Gamer wenig dafür, wenn rechte Wirrköpfe das gleiche Tool verwenden, um einen Aufmarsch zu organisieren, das Gamer nutzen, um Raids zu koordinieren. Wenn der IS ein Bekennerschreiben mit Word verfasst, würde schließlich auch kein geistig gesunder Mensch auf die Idee kommen, Büroangestellte kollektiv unter Terrorverdacht zu stellen, weil sie das selbe Programm verwenden. Der Vorwurf, Gamer wären Rechtsextreme ist damit schlicht an den Haaren herbeigezogen, weil das Hauptargument dafür in sich zusammenfällt wie ein Kartenhaus.
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