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„Wenn wir Gamer zusammen ein Spiel entwickeln dürften, wäre es das beste Spiel der Welt“. Ist an dieser These etwas dran?

Vor kurzem teilten wir auf Zockerfakten augenzwinkernd ein Meme mit einer gewagten These. „Wenn wir Gamer zusammen eine Spiel entwickeln dürften, wäre es das beste Spiel der Welt.“ Diese Behauptung klingt einfach schön: Wie Friede, Freude, etwas mehr Gemeinschaft und etwas weniger Konsolenkrieg. Aber natürlich muss jede Behauptung, sei sie noch so wohlklingend, auch einer kritischen Betrachtung standhalten. Und diese wollen wir euch nicht schuldig bleiben. Wie würde also dieses „beste Spiel der Welt“ aussehen und wer würde welchen Teil einbringen?

Zuerst gilt einmal festzuhalten, dass Gamer ein breiter Begriff. Gamer verbindet zwar eine gemeinsame Leidenschaft, in ihren Interessen sind sie aber so verschieden, wie die Spiele, die sie spielen. Aber fangen wir der Reihe nach an. Wenn sich alle Gamer an einen Tisch setzen würden um ein Spiel zu entwickeln, welche Fragen müssten sie dann klären?

Plattform

StreitthemenDie Frage ist vermutlich noch am einfachsten zu beantworten. Wenn es ein Spiel für alle Gamer sein soll, müsste es für alle Plattformen verfügbar sein. Damit sind freilich nur PCs und stationäre Konsolen gemeint, denn bei Handhelds und Smartphones sind die technischen Möglichkeiten für ein „bestes Spiel der Welt“ noch nicht gegeben. Aber auch hier würden sich erste Schwierigkeiten zeigen.

US-ChartsWas wäre etwa mit Nintendos Switch? Würde es sich negativ auf den Qualität der PC, PS4 und Xbox-Version auswirken, wenn das Spiel auch auf Switch laufen müsste. Oder könnten sich alle Gamer einigen, dass man den leistungsfähigeren PCs und Konsolen den Vorzug gibt. Wie hoch dürften die Systemanforderungen der PC-Version sein? Darf die PC-Version auf leistungsfähigen PCs besser aussehen als auf PS4 oder Xbox One? Oder verletzt das schon wieder Fanboy-Gefühle? Wir sehen also, selbst hier, wäre es schwierig, alle Interessen unter einen Hut zu bringen. Kommen wir aber zu den richtig harten Nüssen.

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Genre

Hier ist der erste Knackpunkt, denn die meisten Gamer bevorzugen klar ein Genre. Ein Rollenspieler, ein Shooter-Fan und Sportfreund würden hier wohl kaum auf einen gemeinsamen Nenner kommen, egal wie lange sie auch streiten, aber wir wollen uns bemühen und es zumindest versuchen. Immerhin schaffen es manche Open World-Spiele bereits, verschiedene Genres zu einem gewissen Teil miteinander zu verbinden. Das beste Beispiel dafür ist derzeit vermutlich GTA V. Hier kommen Spieler, die am liebsten ballern ebenso auf ihre Kosten wie Rennfahrer und Leute, die gerne Rätsel lösen. Auch verschiedene Sportarten wie Golf oder Darts sind vertrete. Die Welt lässt sich alleine ebenso bespielen wie im Online-Modus.

Startpunkt Open World

Nehmen wir also „Open World“ als Starpunkt für unser Projekt: „Bestes Spiel der Welt“. In jedem Fall müsste jeder Spieler in einem umfangreichen Editor seinen eigenen Charakter erschaffen können. Um das Spiel für Rollenspieler interessant zu machen, müsste unser Held Werte haben und leveln bzw. Fertigkeiten steigern können. An dieser Stelle kämen aber Einwände von Shooter-Fans und Beat’em Up-Spielern: Wenn Leute, die schon lange spielen, übermächtig werden, wo bleibt da der Wettbewerb. Für diese Spieler sollte Skill mehr zählen als Ausstattung, Werte oder Fertigkeiten. Dieses Problem wäre aber möglicherweise noch lösbar. Man könnte etwa zwischen einem Rollenspiel-Modus und einem Arcade-Modus oder Action-Modus wechseln. Es könnte auch PVP-Arenen oder Maps geben, in denen Ausrüstung und Werte negiert werden. Die Spielstile könnte soweit also nebeneinander existieren, wenn auch nicht miteinander.

Nicht alle Genres lassen sich verbinden

MMO-FeaturesGut, wir hätten also Werte, Levels und Equippment für Rollenspieler, schnelle Action für Shooter-Fans und dazu einige Nahkampfmanöver, damit auch Freunde von Mortal Kombat und Street Figher ihren Spaß haben. Ein paar Sportplätze könnte es in unserer großen Welt auch geben – ganz ähnlich wie in GTA, nur noch etwas umfangreicher. Fahrzeuge sind auch nicht schwierig ins Spiel zu bringen und wenn die Welt groß genug ist, kann man dort auch Rennen fahren. Jeder Spieler bekommt noch ein nettes Haus im Stil von Sims 4. Sind nun alle zufrieden?

Nein! Denn Strategiefans gehen bei diesem Mix leer aus. Im besten Fall könnte der Held noch Begleiter haben, die er befehligen kann, aber das müsste sich in engen Grenzen halten und natürlich dürften ihn die nicht in die Action-Modus begleiten. Eine mögliche Lösung wäre am ehesten noch eine Art Politik-System, in dem Spieler für Ämter in Teilen der Spielwelt kandidieren könnten und die verschiedenen Länder oder Stadtstaaten des Setting gegeneinander Krieg führen können.

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Setting

gratisIhr werdet vermutlich alle – ob freiwillig oder nicht – die Diskussion über das Setting von Call of Duty: Infinite Warfare verfolgt haben. Die Thematik wurde oft wiedergekäut, ich möchte daher nicht alle Einzelheiten noch einmal wiedergeben. Das Problem war kurz gefasst: Die Entwickler mochte Science-Fiction, die Fans aber nicht. Und da hätten wir auch schon die nächste Hürde beim Projekt: „Bestes Spiel der Welt“. Denn wie bei beim Genre haben Spieler beim Setting ganz unterschiedliche Präferenzen. Historische Szenarien sind ebenso gefragt wie Fantasy, Science-Fiction, gegenwärtige Settings oder Endzeit. Die einzige gangbare Lösung wäre es also, nicht nur eine Spielwelt zu haben, sondern viele.

Das könnten entweder Kontinente auf einem Planeten sein, oder auch Planeten innerhalb eines Sonnensystems, jedenfalls müssten verschiedene Teil der Spielwelt grundlegend verschieden gestaltet sein. Eventuell könnte auch eine Zeitmaschine oder ein Sternentor den Übergang zwischen den Welten bilden. Das müsste sich natürlich auch bei der Charakter-Erstellung widerspiegeln. So könnten Charaktere, die in einem Teil der Spielwelt erstellt werden, die unserer Welt ähnlich ist, nur Menschen sein, während in einem Fantasy-Land auch Elfen, Zwerge oder Minotauren spielbar wären oder auf einem Science-Fiction-Planeten Cyborgs und diverse Alienrassen.

Solide Zäune für gute Nachbarschaft?

TüreIn Folge würde sich aber die Frage stellen, wie weit können diese getrennten Teile der Spielwelt miteinander interagieren? Könnte ein Minotaurus durch ein Portal stapfen und in einem Einkaufszentrum des realistischeren Teils der Spielwelt für Aufruhr sorgen. Könnte ein Gangster der modernen Welt in einer mittelalterlichen Fantasy-Taverne auftauchen und dort Hip Hop-Emotes spammen? Wie sehr muss ein Setting in sich geschlossen sein, um eine Stimmung zu wahren, und wie viel Interaktion würde es brauchen, um überhaupt noch von „einem“ Spiel sprechen zu können? Wie solide müssten die Zäune für eine gute Nachbarschaft sein?

Im Singleplayer-Modus wäre das einfach zu beantworten: Jeder könnte überall hin und soviel Setting-Mix haben, wie es ihm gefällt. Im Multiplayer dagegen wären diese Fragen kaum zu beantworten.

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Stil

Wie sollte die Grafik aussehen und wie sollte sich der Soundtrack anhören? Gut. Das wars dann aber auch schon mit der Einigkeit, denn auch hier haben Spieler unterschiedliche Präferenzen. Manche mögen Fotorealismus, andere bevorzugen Comic-Optik und stark abstrakte Figuren. Beim Helden könnte man mit einem guten Charakter-Editor hier noch einen Kompromiss schaffen, bei der Umgebung wäre es dagegen nicht mehr möglich. Auch bei der Geschichte gibt es nicht zwischen allen Spielern einen gemeinsamen Nenner. Soll die Story ernst oder humoristisch sein? Ist der Protagonist ein übermächtiger Held oder ein Normalbürger, der in einer außergewöhnlichen Situation landet. Welche Rolle spielt Liebe und Sex in der Geschichte? Sicher kann eine Geschichte dem Spieler viel Freiraum lassen, aber einige Themen und Stimmungen müssen die Entwickler aber vorgeben. Auch hier gilt letzten Endes: Man kann es nicht allen recht machen.

Fazit

Wir bitten euch, seht unser Meme als Utopie mit einem deutlichen Augenzwinkern. Niemand kann es allen Menschen recht machen, auch nicht allen Gamern. Wenn ich die Leute in meiner Guild Wars 2-Gilde frage, was für sie in einem Spiel wichtig ist und die selbe Frage unter FIFA-Fans wieder stelle, werde ich vermutlich keine zwei gleichen Antworten bekommen. Spiele sind zu verschieden, als das es ein Spiel geben könnte, das es allen Spielern recht macht. Genauso wenig gibt es einen Film, der jedem Zuschauer gefällt, oder einen Roman, über den jeder Leser begeistert ist. Spiele sind vielschichtig und Gamer sind es auch. Und das ist auch gut so!

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