Sind Gamer eine geeinte Community, die stets an einem Strang zieht? Das war natürlich eine rhetorische Frage. Hier sind die größten Streitthemen für Gamer.
Nach außen herrscht unter Gamern in vielen Bereichen Konsens. Bierzeltpopulismus gegen „Killerspiele“ und Hetzrhetorik auf RTL lehnt jeder Gamer mit einem Funken Selbstachtung ab. Doch innerhalb der Community gibt es genug Themen, bei denen im Handumdrehen die Fetzen fliegen. Das ist per se auch nicht weiter tragisch, denn wo Menschen zusammenkommen wird nun einmal auch gestritten. Die Intensität ist bei diesen Themen jedoch oft mehr als bedenklich, zumal es sich um oft um eher triviale Dinge oder reine Geschmacksfragen handelt. Wir zeigen euch Themen, die bei Gamern für hitzige Diskussionen sorgen.
Die zehn größten Streitthemen für Gamer
10. Altersfreigaben
Darüber, dass Gewaltspiele keine Amokläufer heranzüchten, herrscht unter Gamern Konsens. Darüber, dass es Spiele gibt, die nicht für Kinder geeignet sind, herrscht ebenfalls Einigkeit. Uneins ist sich die Community dagegen, wie genau sinnvolle Regeln in dieser Frage aussehen sollen. Fast jeder erwachsene Gamer hasst verhaltensauffällige Kinder in Call of Duty und GTA Online. Allerdings blickt auch fast jeder auf eigene Jugendsünden zurück. Denn Hand aufs Herz, wer hat nicht schon einmal ein Spiel gespielt, das nicht für sein Alter freigegeben war?
Auf die Fragen, wer die Standards für Altersfreigaben schaffen soll, welche Kriterien entscheidend sind und ob diese Freigaben verbindlich oder bloße Empfehlungen sein sollen sein, scheiden sich die Geister. Wenn drei Gamer über darüber diskutieren , werden sie in der Regel auf jede Frage vier Antworten auf jede Frage haben. Auch der deutsche Alleingang sorgt hier immer wieder für Kontroversen. Von der BPjM haben Gamer in der Regel keine hohe Meinung, über Sinn und Unsinn der USK herrscht Uneinigkeit. Manche denken, dass es gut, wenn Länder ihre eigenen Regeln machen, andere halten die USK für überflüssig, da es ohnehin PEGI gibt. Außerhalb von Deutschland ist diese Frage weniger kontrovers. In anderen europäischen Ländern ist PEGI weitgehend anerkannt.
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9. Online-Zwang
Online-Zwang ist eine häufig verwendete Form des Kopierschutzes. Für viele Spieler ist es inzwischen selbstverständlich, dauerhaft online zu sein, so dass sie es schwer nachvollziehen können, warum überhaupt jemand Online-Zwang heute noch als problematisch betrachtet. In Multiplayer-Spielen ist es ohnehin notwenig, online zu sein. Problematisch wird es für viele Gamer allerdings dann, wenn auch der Singleplayer-Modus von Diablo 3 oder Starcraft nicht erreichbar ist, weil gerade eine Serverwartung läuft, oder Super Mario Run in der U-Bahn den Dienst versagt. Nicht jeder Spieler empfindet diese Probleme allerdings als gleich schlimm, manche raufen sich darüber die Haare, andere halten sie für nicht der Rede wert.
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[nextpage title=“Next Page“]8. Casualisierung
Der einzige Konsens bei diesen Thema besteht wahrscheinlich darin, dass wir es mit einer sehr sperrigen Wortschöpfung zu tun haben. Auf der einen Seite stehen Candy Crush Saga und Clash of Clans, auf der anderen Dark Souls und professionelle eSports-Turniere. Die meisten Gamer stehen irgendwo dazwischen, werden aber oft von beiden Lagern vereinnahmt. Häufig kommt in diesem Bereich die Frage, welche Spiele jemanden denn überhaupt für die Bezeichnung „echter Gamer“ qualifizieren. Der Hype im Pokémon Go im Sommer 2016 hat hier zusätzliches Öl ins Feuer gegossen. Viele, die sich selbst Hardcore-Gamer sehen, sind der Meinung, dass Handy-Spiele und Simulationen nichts für echte Gamer sind. Ausnahme ist natürlich der Ziegensimulator, der diesen Genre parodiert.
Aber nicht nur bevorzugte Genres und Plattformen sind hier ein Thema. Auch innerhalb eines Spiels, ist Casualisierung oft ein kontroverses Thema. In den meisten MMORPGs gibt es etwa Spieler, die ganz genau auf die Ausrüstung und Skillung ihrer Gruppenmitglieder schauen, um bloß keine Casuals in ihren Reihen zu haben. Das bedeutet aber nicht, dass nur Hardcore-Gamer zu elitärem Gehabe im Stande sind. Denn auch die Casual-Fraktion hat ihre Gift zu versprühen. So werden Spielern mit besserer Ausrüstung oft willkürlich Defizite im Real Life unterstellt.
Casualisierung in der Entwicklung
Hardcore-Gamer sehen Casualisierung zudem als einen negativen Trend in der Spieleindustrie. Diese Spieler sind der Meinung, dass Spiele früher schwieriger waren und vermissen die Herausforderung der alten Tage. Die Gegenseite empfindet aber eben diese Herausforderung als frustrierend und will mehr Komfort. Für diese Spieler steht das Erleben einer Geschichte und das Erkunden einer Welt im Vordergrund. Ein richtig oder falsch gibt es hier wohl nicht, da beide Standpunkte gleichermaßen legitim sind. Tendenziell kann man sicher sagen, dass Spiele in den vergangenen 20 bis 30 Jahren eher leichter als schwerer wurden, alleine durch die Möglichkeit, jederzeit zu speichern. Auch von den prall gefüllten Lebensbalken heutiger Spielehelden konnten ihre Ahnen oft nur Träumen. Dennoch ist die Angst der Hardcore-Gamer, dass sie bald keine Herausforderungen mehr bekommen würden, oft überzogen. Wir sagen nur „Dark Souls“.
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[nextpage title=“Next Page“]7. Realismus
Oft wird dieses Thema in einem Atemzug mit Casualisierung genannt, die Schnittmengen sind jedoch erstaunlich klein. Genau genommen, gibt es nur in einem einzigen, zugegeben nicht unwesentlichem, Punkt Überschneidungen: Permadeath. Ansonsten sind es oft gerade, die größten Casual-Spiele, die am stärksten auf Realismus setzen: Simulationen. Davon unabhängig sind sich Gamer nicht einig darüber, wie ähnlich Spiele der realen Welt sein sollen. Für manche trägt Realismus zur Glaubwürdigkeit und Atmosphäre einer Spielwelt bei. Andere dagegen spielen Videospiele gerade eben, um Dinge tun zu können, die in der realen Welt nicht möglich sind. Auch hier geht es letzten Endes um eine reine Geschmacksfrage.
Hier findet ihr einige Aspekte von Spielen, in denen Entwickler unserer Meinung nach etwas mit dem Realismus übertrieben haben. Dabei handelt sich freilich auch nur um eine subjektive Einschätzung. Wenn ihr die genannten Features mögt, wollen wir euch die Spiele, in denen sie vorkommen also keineswegs madig machen.
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[nextpage title=“Next Page“]6. Pre-Order-Boni
Der eine freut sich darüber, der andere sieht sie als subtile Form der Erpressung. Jeder bekommt gerne etwas geschenkt und aber nicht jeder kauft gerne die Katze im Sack. Mit Pre-Order-Boni motivieren Entwickler gerne Spiele dazu, ein Spiel zu kaufen, bevor es fertig ist. Viele machen in der Tat auch von dem Angebot Gebrauch und freuen sich über zusätzliche Skins, Fahrzeuge oder Charakere. Viele Gamer – zumindest bei Diskussionen in den sozialen Medien die Mehrheit – sehen die Entwicklung aber kritisch. Wenn beide Lager aufeinander treffen, kommt es immer wieder zu heftigen Diskussionen.
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[nextpage title=“Next Page“]5. Damage-Meter
Für die einen sind sie nützliche Werkzeuge, um Skills und Ausrüstung zu optimieren. Die anderen nennen sie abwertend Penis-Meter sind davon überzeugt, dass sie nur zum Protzen und Prahlen dienen. Damage-Meter, auch DPS-Tools genannt, messen den Schaden pro Sekunde, den ein Charakter in einem Spiel, meist einem MMORPG anrichten kann. Als rein analytische Programme können sie Spielern helfen, verschiedene Builds zu vergleichen und so den Schadensoutput zu optimieren. Damit sind Damage-Meter natürlich grundsätzlich nützlich, aber leider gibt es immer wieder Menschen, die unfähig sind, damit einen reifen Umgang zu üben. Diese Leute prahlen im Chat, sowie in Foren und sozialen Medien mit ihren DPS-Zahlen und schließen Spieler aus Gruppen aus, die ihren Ansprüchen nicht genügen. Einige Spieler sind daher der Meinung, dass solche Programme grundsätzlich aus MMORPGs verbannt werden sollten. Die andere Seite hält dagegen, dass es unfair wäre, Spieler, die nur ihre Builds optimieren wollen, kollektiv mit zu bestrafen.
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[nextpage title=“Next Page“]4. Call of Duty
Kein Franchise erregt die Gemüter wie Call of Duty. Dabei ist Call of Duty grundsätzlich nur eine weitere Shooter-Serie wie viele andere auch, nur dass sie etwas häufiger neue Titel produziert und die Community den Eindruck entstehen lässt, dass die rote 18 auf dem Cover eine Ober- und keine Untergrenze für das Alter der Spieler darstellt. Es ist wohl auch eher die Entwicklung der Community, als die Spiele selbst, die viele Menschen eine Abneigung gegen des Franchise entwickeln ließ. Viele sehen es inzwischen als so etwas wie einen Ausdruck intellektueller Überlegenheit, gepflegt die Nase über Call of Duty zu rümpfen.
Auf der andern Seite stehen Fanboys, die es Gamern, die nichts mit Call of Duty am Hut haben, nicht gerade leicht machen. Für die Fans der Serie ist Call of Duty oft das Synonym für Gaming überhaupt. Daher setzen sie auch voraus, dass jeder Gamer über die Eigenheiten der Serie Bescheid weiß und noch schlimmer – sich für ihre K/D interessiert.
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[nextpage title=“Next Page“]3. GTA 6
Wenn die Entwickler in Schweigen hüllen, bringt das die Gerüchteküche zum überkochen. Fans teilen sich dabei grob in drei Fraktionen auf. Die ersten, eine kleine Minderheit, macht sich ernsthaft Gedanken darüber, wie sich GTA weiterentwickeln könnte und versucht eine seriöse Diskussion zu starten. Die zweite Fraktion ist etwas größer und setzt wahllos wirre Gerüchte und Mythen in die Welt, und – was am schlimmsten ist – behauptet sogar, offizielle Aussagen von Rockstar Games zu kennen. Die dritte Fraktion ist die größte und macht leider meist keinen Unterschied zwischen den ersten beiden. Diese Leute sind von den Gerüchten so genervt, dass sie jedem Beitrag, in dem GTA 6 auch nur am Rande erwähnt wird, aufs Schärfste ablehnen.
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[nextpage title=“Next Page“]2. Sexismus/Gamergate
Die Gamergate-Kontroverse liegt nun schon fast 3 Jahre zurück, wirft aber immer noch ihren Schatten. Was als krude und frei erfundene Verschwörungstheorie um ein angebliches gutes Review im Gegenzug für Sex begonnen hat, endete als handfester Online-Krieg zwischen Gamergatern und Tumblr-Feministinnen. Während sich die Welt weiter gedreht hat, führen sie ihren Kleinkrieg unentwegt fort. Der Streit erinnert inzwischen immer mehr an die Auseinandersetzung zwischen Buben und Mädchen in der Grundschule. Die Argumente lassen sich zusammenfassen auf ein „Die Entwickler haben die Buben lieber als uns.“ auf der einen und ein „Die Mädchen wollen uns unser Spielzeug wegnehmen.“ auf der anderen Seite. Oft fällt es Außenstehenden schwer zu glauben, dass es erwachsene, gebildete Menschen sind, die sich hier in den Haaren liegen.
Dabei sind sich beiden Gruppierungen ähnlicher als sie es jemals zugeben würden. Beide wittern ideologische Beeinflussung der Spieleindustrie und des Spielejournalismus. Gamergater wie Feministinnen sind davon überzeugt, verfolgt und ausgegrenzt zu werden. Beide können nicht mit Kritik umgehen. Beide würden Entwicklern am liebsten vorschreiben, was sie zu tun und zu lassen haben. Was machten also die Entwickler? Das einzig Richtige, sie ignorierten beide Seiten. Das mag jetzt brutal und polemisch klingen, zumal Entwickler grundsätzlich die Community ernst nehmen sollten.
Doch ginge es nach den Gamergatern, ginge keine Story über „Rette die Prinzessin aus dem Turm“ hinaus. Gesellschaftliche Probleme könnten in Spielen nicht thematisiert werden. Gleichgeschlechtliche Romanzen und alles, was klassischen Geschlechterrollen widerspricht, würde wegfallen. Ginge es dagegen nach den Feministinnen, würden sich Charaktere in Spielen in gegenderter Bürokratensprache unterhalten und sogar Duke Nukem würde im Sitzen pinkeln. Beide Modelle sind Vorstellungen, die meiner Meinung nach die Ignoranz der Entwickler redlich verdient haben.
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[nextpage title=“Next Page“]1. Konsolenkrieg/PC Masterrace
Hatte irgendjemand Zweifel, dass dieses Thema auf Platz 1 landen würde? Vermutlich nicht, denn es sorgt seit vielen Jahren zuverlässig für unnötigen Streit. Fanboys aller Plattformen haben seit jeher nichts besseres zu tun, als alle anderen Plattformen in den Schmutz zu ziehen. Rationale Argumente hört man dabei eher selten. Meist wird einfach nur die „feindliche“ Plattform schlecht gemacht.
Dass die meisten Gamer ein bevorzugtes System haben, ist nachvollziehbar. Immerhin hat nicht jeder das Geld, sich zwei oder drei Konsolen und noch einen leistungsfähigen Gaming-PC zu leisten. Jede Plattform hat ihre eigenen Vorzüge. Konsolenspieler können Spiele tauschen, dafür bezahlen PC-Spieler im Schnitt weniger pro Spiel. Aktuelle Gaming-PCs sind leistungsfähiger als Konsolen, dafür erscheinen viele Spiele etwas später. Xbox One bietet Abwärtskompatibilität, dafür gibt es für PS4 bereits ein vergleichsweise leistbares VR-Headset.
Hauptargument für eine Plattform sind letzten Endes aber immer noch die Spiele. Exklusive Titel gibt es für alle Systeme reichlich. Wer God of War oder Crash Bandicoot spielen will, kann das nur auf einer PlayStation tun. Für Halo oder Gears of War braucht man dagegen eine Xbox. Ich zum Beispiel bin PC-Spieler, weil Guild Wars 2 nun einmal PC-exklusiv ist. Aber lässt meine Grafikkarte deshalb auf magische Weise meine Geschlechtsorgane wachsen oder bin ich Teil einer „Masterrace“? Nein. Denn letzten Endes ist die Wahl der Plattform einfach nur abhängig von der Wahl der Spiele und die ist bekanntlich Geschmackssache. Einmal mehr gilt: Nicht in jedem Streit lohnt es, sich auf eine Seite zu stellen, denn oft ist der Streit an sich unnötig und sinnlos.
Welche Streitthemen fallen euch noch ein? Uns ist bewusst, dass wir emotionale Themen angesprochen haben, daher die Bitte: Lasst die Fackeln und Mistgabeln zuhause und haltet die Kommentare zivilisiert. Wenn ihr keine News verpassen wollt, folgt uns auf Facebook!