Die Mission „No Russian“ aus Call of Duty: Modern Warfare 2 ist die umstrittenste der Spielgeschichte – und in Deutschland nach wie vor zensiert.
Wer für Shooter etwas übrig hat und ab und zu YouTube-Videos schaut, hat vermutlich schon von der Mission „No Russian“ gehört. In der umstrittensten Mission von Call of Duty: Modern Warfare 2 infiltriert der Spieler in der Rolle von Joseph Allen unter dem Decknamen Alexei Borodin die Terrorgruppe um den Erzbösewicht Vladimir Makarov. Dort muss sich der Undercover-Agent an einem Terroranschlag auf einen Flughafen beteiligen. Gemeinsam vier von Makarovs Schergen soll Tod und Zerstörung verbreiten. Die Opfer sind allesamt Zivilisten. Als die Terrorgruppe aus dem Lift ausstiegt und sich den Opfern gegenübersieht, sagt Makarov knapp „Kein Russisch“.
Anders als etwa bei Zivilisten in GTA haben sich die Entwickler hier viel Mühe gegeben, die NSCs so menschlich wie möglich agieren zu lassen. Die Opfer versuchen sich zu verstecken, ziehen verletzte Angehörige in Sicherheit und betteln um Gnade. Die Entwickler führen dem Spieler so auf schmerzhafte Weise vor Augen, dass er ein furchtbares Verbrechen begeht. Infinity Ward hat die Mission also im vollen Wissen, dass sie Kontroversen anziehen würde, so gestaltet. Das mögliche Kalkül dahinter ging, dem Verkaufserfolg des Shooters nach zu urteilen auch voll und ganz auf.
Weiter geht es auf Seite 2.
Um niemanden zu verschrecken, war die Mission jedoch optional. Spieler konnten sie auch ganz ausfallen lassen oder jederzeit abbrechen. Außerdem musste sich der Held nicht an den Gräueltaten beteiligen. Auf Wunsch konnte er auch nur passiver Begleiter der Terroristen sein. Scheitern jedoch war bei dieser Mission nicht möglich – außer in Deutschland. Denn bei der geschnittenen deutschen Version, führte jeder Angriff von Seiten des Spielers sofort zum „Game Over“-Bildschirm. Die internationale Version des Spiels fiel dem unbarmherzigen Rotstift der BPjM zum Opfer.
Damit war die Mission und das Spiel insgesamt in Deutschland gleich auf zwei Arten umstritten. Denn während sich die BPjM sowie selbsternannte Sittenwächter an einer Mission stießen, in denen der Protagonist Terror verbreitet, waren Gamer über die gebrochenen Marketing-Versprechen von Activision erbost. Denn der Publisher hatte vor dem Release vollmundig eine ungekürzte, deutsche Version versprochen. In einer Pressemitteilung vom 25. September 2009 hieß es noch:
Die Ausrede, die veränderte Mission sei keine Kürzung wirkte leider mehr als fadenscheinig. Doch nicht nur in Deutschland ließ die kontroverse Mission die Wogen hochgehen. In Japan sorgte ein fataler Übersetzungsfehler für einen Skandal. Denn statt „Kein Russisch“ hieß es dort „Tötet sie, sie sind Russen“. Tatsächlich könnte „No Russian“ auch „Keine Russen“ oder „Kein Russe“ bedeuten. Offiziell wird diese Mission auch tatsächlich kein Russe spielen. Denn in der russischen Version haben die Entwickler die Mission einfach entfernt.
Weiter geht es auf Seite 3.
[nextpage title=“Next Page“]Für den Level-Designer der umstrittenen Mission, Mohammad Alavi, war es in dieser Mission wichtig, eine Begründung zu liefern, warum Russland die USA angreifen würde. Zudem wollte er eine emotionale Bindung zwischen dem Helden und Oberbösewicht Makarov schaffen. Dass der Schurke den Helden zu einer schrecklichen Tat gezwungen hat, soll die Feindschaft zwischen den beiden tiefer machen. Ob die Mission für den Spieler nun eine tiefere, emotionale Immersion bedeuten würde, oder den Reiz, etwas verbotenes zu tun, sei irrelevant, solange das Spiel dadurch interessant werde.
Sollte es ein Remaster von Call of Duty: Modern Warfare 2 geben, bleibt die Frage, ob die deutsche Version diesmal wieder gekürzt sein wird. In der jüngeren Vergangenheit hat die BPjM Spiele bei weitem nicht so leichtfertig auf den Index gesetzt, wie in den 90er und 2000er Jahren. Das gibt auch für ein mögliches Modern Warfare 2 Remastered Hoffnung.
Würdet ihr gerne ein Remaster des Shooters sehen und wie denkt ihr über die Mission „No Russian“? Sagt uns eure Meinung dazu in den Kommentaren! Folgt uns auf Facebook, wenn ihr keine News aus der Welt des Gaming verpassen wollt.