Einige Themen sind für die meisten Spieleentwickler Tabu. Wir zeigen euch diese Themen und Spiele, die die Tabus gebrochen haben.
Videospiele wurden im Laufe der letzten 20 bis 30 Jahre deutlich vielschichtiger und komplexer. Immer häufiger wurden in den Geschichten auch umstrittene Themen, oft mit Skandalwirkung, behandelt. Doch vieles, was vor 25 Jahren ein absoluter Tabubruch war, ist heute so gut wie selbstverständlich und kaum noch der Rede wert. Als Larry Laffer etwa in seinem ersten Abenteuer eine Freudenhaus aufsuchte, war der Aufschrei in der US-amerikanischen Öffentlichkeit groß. Heute packt deshalb höchstens noch Anita Sarkeesian Fackel und Mistgabel aus.
Bedeutet das aber, dass Spieleentwickler heute völlig tabulos jedes Thema in ihren Kreationen behandeln?Nicht wirklich, denn es gibt nach wie vor Themen, die Entwickler lieber meiden, nicht unbedingt, weil sie rechtlich dazu gezwungen werden, sondern eher, um Skandale zu vermeiden und bestimmte Kundenschichten nicht zu vergrämen. Andere Entwickler brechen diese ungeschriebenen Gesetze dagegen ganz bewusst, um mehr öffentliche Aufmerksamkeit zu erzeugen. Hier sind umstrittene Themen, die in der Spieleentwicklung als Tabus gelten und die Spiele, die die Tabus gebrochen haben.
Tabu-Themen in Spielen
7. Politik
Besitzt Mario einen Mitgliedsausweis der kommunistischen Partei? Wie steht Lara Croft zum Brexit? Würde Duke Nukem Trump wählen? Viele Spieler werden eine Meinung zu diesen Fragen haben. Wir alle wissen aber, dass die Entwickler uns hier mit Sicherheit keine Antwort geben werden. Aktuelle politische Fragen gehören zu den Themen, die Entwickler in allermeisten Fällen meiden. In der Regel haben Spielehelden aus gegenwärtigen Settings auch keine Meinung dazu.
Was man in Spielen manchmal findet, sind Karikaturen von politischen Parteien. In der Regel sind die Entwickler dann aber schlau genug, alle politischen Lager gleichmäßig mit Spott einzudecken, so dass das Spiel nicht als Propaganda für die eine oder andere Seite gedeutet werden kann. Das beste Beispiel dafür ist GTA V. Dort kandidieren mit Sue Murry und Jock Cranely zwei Charaktere um das Amt des Gouverneurs von Los Santos, bei denen man nur schwer glauben kann, dass sie Jahre vor dem US-Wahlkampf 2016 entstanden sind. Beide Figuren sind aber lächerlich genug, dass man den Entwicklern nicht unterstellen kann, sie würden damit Liberale oder Konservative unterstützen.
Der Grund, warum Entwickler politische Statements meiden ist leicht ersichtlich. Jede Aussage in die eine oder andere Richtung würde Leute abschrecken, die nicht zustimmen. Wirtschaftlich ist es für Spieleentwickler als am schlausten, politisch so neutral wie möglich zu bleiben und so nirgends anzuecken.
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[nextpage title=“Next Page“]6. Nippel
Nicht alles, was in den USA eine Massenhysterie auslöst, kann man in Europa nachvollziehen. Nippel sind Körperteile, die von allen weiblichen Säugetieren verwendet werden, um ihren Nachwuchs zu ernähren. Aus irgendeinem, rational nicht nachvollziehbaren Grund, haben es sich amerikanische Sittenhüter aber zur Lebensaufgabe gemacht, Kinder davor zu beschützen, Körperteile zu sehen, die sie vor wenigen Jahren selbst noch im Mund hatten.
Auch wenn Brüste als Verkaufsargument Spieleentwicklern nicht gänzlich unbekannt sind, schrecken die meisten immer noch davor zurück, diese unverhüllt zu zeigen. Inzwischen scheint sich dieses Tabu aber doch etwas zu lockern. So bekommen wir etwa in The Witcher 3 und GTA V nackte Tatsachen zu sehen. Und wenn die Entwickler zu feige sind, helfen zumindest bei PC-Spielen die Modder nach.
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[nextpage title=“Next Page“]5. Religion
Viele Spielwelten enthalten ihre eigenen Religionen, die dann auch ein wichtiges Thema sein können. Während fiktive Fantasy-Religionen jedoch ein beliebtes Thema sind, meiden die meisten Entwickler real existierende Religionen tendenziell lieber. Ähnlich wie bei politischen Themen sehen viele Entwickler hier das Risiko, potentiellen Kunden auf den Schlips zu treten.
Das Tabu ist aber nicht universell. So nimmt etwa Asura’s Wrath reichlich Anleihen aus der buddhistischen Mythologie, während Okami mit der Sonnengöttin Amaterasu sogar die Hauptgottheit des Shinto zur Protagonistin macht. Gottheiten aus antiken polytheistischen Religionen gelten ohnehin nicht als Tabu. Selbst mythologische Figuren aus der Bibel wie die apokalyptische Reiter in Darksiders oder Henoch in El Shaddai: Rise of the Metatron verirren sich ab und zu in ein Spiel.
Was allerdings ein Tabu bleibt, ist Religiosität in der Gegenwart. Bei den Protagonisten in modernen, westlichen Settings wissen wir in der Regel nicht, ob sie gläubig oder Atheisten sind. Der Grund dafür ist ähnlich wie beim Thema Politik. Ein Held, der von der einen Sichtweise überzeugt ist, würde möglicherweise Spieler abschrecken, die eine andere Meinung haben.
Ein Spiel, das die abrahamitischen Religionen kritisch beleuchtet, ist Binding of Isaac, das an die biblische Geschichte vom Opfer Isaaks angelehnt ist.
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[nextpage title=“Next Page“]4. Folter
Die meisten Spielehelden haben kein Problem damit, Feinde im Kampf zu töten. Einem wehrlosen Opfer gezielt Schmerzen zuzufügen ist jedoch ein ganz anderes Thema. Während Bösewichte in Spielen durchaus gerne und leidenschaftlich foltern und Menschenversuche durchführen, schrecken die Protagonisten in der Regel vor diesem Grad der Grausamkeit zurück. Helden und Antihelden in Spielen mögen brutal sein, aber sadistisch sind sie in der Regel nicht, selbst dann nicht, wenn das Spiel explizit auch die Möglichkeit vorsieht, einen bösen Charakter zu verkörpern.
Ein Spiel, das mit dem Tabu bricht, ist wieder einmal GTA V. Trevor kennt Mitgefühl bekanntlich nur vom Hörensagen und schreckt daher nicht zurück, Gefangenen alle möglichen und unmöglichen Grausamkeiten anzutun. Dennoch werden solche Szenen auch in Zukunft eher die Ausnahme bleiben. Viele Spieler fühlen sich unwohl in der Rolle des Foltermeisters.
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[nextpage title=“Next Page“]3. Gewalt gegen Kinder
Auch wenn es genug Spiele gibt, in denen der Protagonist ein Massaker an der Bevölkerung anrichten kann, bleiben Kinder in der Regel von den Gewaltausbrüchen der Spielfigur verschont. Ein Spiel, das dieses Tabu ganz bewusst nicht bricht, ist GTA. Auch wenn der Spieler in sämtlichen GTA-Spielen alles töten kann, was sich bewegt, haben die Spielwelten immer eine Gemeinsamkeit: Es gibt keine Kinder. Auch in Call of Duty: Modern Warfare 2 waren bei der berüchtigten Mission „No Russian“ keine Kinder unter den Opfern.
Mit dem Tabu gebrochen hat dagegen Bioshock, bei dem der Spieler Little Sisters ausbeuten und damit töten kann. Auch in The Walking Dead gibt es eine Szene, in der Protagonist gezwungen ist, den kleinen Duck entweder selbst zu töten oder einem Begleiter die Pistole in die Hand zu drücken.
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[nextpage title=“Next Page“]2. Nazis und ihre Symbole
Während die Nazis in der amerikanischen Popkultur als Antagonisten relativ weit verbreitet sind, gelten in Deutschland und Österreich hier viel strengere Regeln. Spiele, in denen Hakenkreuze und SS-Runen dargestellt werden, dürfen hierzulande nicht verkauft werden, selbst wenn aus dem Kontext eindeutig hervorgeht, dass das Spiel keinesfalls den Nationalsozialismus propagieren oder verharmlosen will.
Während die anderen Tabus letzten Endes Einschränkungen sind, die sich die Entwickler selbst auferlegen, handelt es sich bei diesem Tabu um Anpassungen, um Spiele legal in Deutschland und Österreich verkaufen zu können. Bei Filmen, Serien und Comic werden dagegen weniger strenge Maßstäbe angelegt.
Ein Spiel, das hier bereits etwas Staub aufgewirbelt hat, ist Sniper Elite 4. Dort gibt es unter anderem einen DLC, in dem der Spieler Jagt auf Hitler macht. Und dieser DLC ist sogar in Deutschland erhältlich!
Mehr zum Thema findet ihr hier.
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[nextpage title=“Next Page“]1. Vergewaltigung
Das mit Sicherheit stärkste Tabu in Videospielen ist sexuelle Gewalt. Auch in Spielen, in denen Protagonist ansonsten jede Schandtat verüben kann, wird er dieses Verbrechen nicht begehen. In einigen, wenigen, Fällen werden Protagonisten und ihre Begleiter zu Opfern, etwa in Phantasmagoria aus dem Jahre 1995 oder dem demnächst erscheinenden Outlast 2.
Die Rolle des Täters übernehmen aber auch die bösesten Protagonisten nicht. Die meisten Entwickler wollen keine Spieler, die sich in der Rolle von Sexualverbrechern wohlfühlen und die meisten Gamer wollen auch keine solchen Mitspieler. Unrühmliche Ausnahmen waren Custer’s Revenge (1982) und Rapelay (2006), das nur in Japan erhältlich ist.
Welche Tabus haltet ihr für gerechtfertigt und von welchen sollten sich die Entwickler verabschieden? Sagt uns eure Meinung dazu in den Kommentaren! Folgt uns auf Facebook, wenn ihr keine News aus der Welt des Gaming verpassen wollt.