WHO und APA wollen „Online-Spielesucht“ als Krankheit definieren. Dabei stoßen sie auf Widerstand von Wissenschaftlern.
Populismus macht leider auch vor renommierten Organisationen wie der Welt-Gesundheitsorganisation WHO und der American Psychological Association APA nicht halt. Die beiden Organisationen wollen Online-Spielsucht als offizielles Krankheitsbild definieren. Die offizielle Bezeichnung soll „Internet Gaming Disorder (IGD)“ lauten. Für die Abhängigkeit von Offline-Spielen schlagen die Organisationen die Bezeichnung „Gaming Disorder, predominantly offline“ vor. Im „Diagnostic & Statistical Manual of Mental Disorders“ steht die potentielle Krankheit derzeit unter Beobachtung. Die Einstufung der APA gilt als Leitlinie, jene der WHO hat internationale Gültigkeit. Die elfte Auflage der Klassifikation befindet sich derzeit noch in Bearbeitung. Leider enthält sie aber bereits das Krankheitsbild der Online-Spielsucht.
Widerstand aus der Forschung
Inzwischen bekommen die WHO und die APA aber Gegenwind von Wissenschaftlern zu spüren. In einem Debattenblatt lehnen Wissenschaftler die Einstufung alltäglicher Mediennutzung als Krankheit ab. Eine von der APA eingeleitete Debatte bezog sich zudem nur auf Forschungsergebnisse aus dem asiatischen Raum. Dabei haben Studien der Fachzeitschriften Addiction und Journal of Behavioral Addictions bereits andere Kulturkreise in Augenschein genommen und dabei andere Ergebnisse zu Tage gefördert. Bisher gab es keine Nachweise für größere Gruppen von Betroffenen. Außerdem wird der Zustand der potentiell Betroffenen als „nicht zeitstabil“ beschrieben. Vereinfacht gesagt bedeutet das, dass Extremspielern ihre Spiele irgendwann langweilig werden – ein Vorgang, der bei echten Süchten nicht auftritt.
Es gab einige Studien, die Problemgruppen ausmachen wollten, allerdings wurden dort die Kriterien für mögliche Spielesucht als viel zu niedrig eingestuft. Mit der selben Form könnte man jede andere Form menschlichen Verhaltens als Sucht klassifizieren. Mit der Einstufung als Krankheit durch APA und WHO dürfte „Online-Spielesucht“, dann auch behandelt und abgerechnet werden. Das würde einen lukrativen neuen Geschäftszweig für Ärzte und Pharmakonzerne schaffen.
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