Halbwissen erzeugt Vorurteile. Bei Spielen ist das nicht anders. Wir zeigen euch zehn falsche Klischees, die leider viele Menschen noch immer glauben.
Vorurteile gegen Gamer sind zahlreich und weit verbreitet. Allerdings sind die meisten davon so dumm und offensichtlich falsch, dass sich eine Diskussion darüber kaum lohnt. Dass Gamer ungepflegt wären und einen schlechten Eindruck beim anderen Geschlecht hinterließen, glauben wirklich nur Menschen, die sich den Großteil ihrer grauen Zellen bei seichter Unterhaltung auf RTL weggebrutzelt haben. Bei den Vorurteilen über Spiele und die Spieleindustrie bedarf es dagegen einer etwas differenzierten Herangehensweise. Denn oft treffen sie auf das eine oder andere Spiel wirklich zu, wurden aber verallgemeinert, so dass viele Menschen nun glauben, alle Spiele wären so. Wir präsentieren euch zehn weit verbreitete Vorurteile und zeigen euch die Denkfehler dahinter. Die Platzierung in unserem Ranking hängt ab von der schädlichen Wirkung, der Verbreitung und der Unsinnigkeit des Vorurteils.
Zehn ärgerliche Vorurteile über Spiele
10. Spiele sind Zeitverschwendung
Spiele sind ein zeitaufwändiges Hobby. Das würden die wenigsten Gamer bestreiten. Allerdings trifft das auf andere Formen der Freizeitgestaltung nicht weniger zu. Wer also behauptet, Spiele wären Zeitverschwendung, müsste das auch von Filmen, Serien, Büchern, Partys und Urlaubsreisen behaupten. Meistens kommt dieses Vorurteil von Menschen, die die Faszination von Spielen so ganz und gar nicht nachvollziehen können. Würden diese Leute sich an den Bildschirm setzen und spielen, wäre für sie die Zeit wahrscheinlich wirklich verschwendet. Dass andere Menschen das ganz anders erleben, begreifen diese Leute aber nicht. Letzten Endes kann man dieses Vorurteil auf einen Mangel an Empathie zurückführen.
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9. Spiele sind homophob
Immer wieder wird Kritik laut, wonach sexuelle Minderheiten in Spielen unterrepräsentiert wären. Tatsächlich ist die sexuelle Orientierung des Protagonisten aber in vielen Fällen von der Entscheidung des Spielers abhängig, während NSC-Begleiter häufig bisexuell sind und Romanzen mit männlichen und weiblichen Helden eingehen. Gleichgeschlechtliche Romanzen gab es in Spielen lange, bevor Regenbogenflaggen in den sozialen Medien in Mode kamen.
Gibt es Homophobie in Online-Communities? Ja, kein vernünftiger Mensch würde das bestreiten. Zumindest in den Communites von FIFA und Call of Duty ist das ein Problem, da „schwul“ hier immer noch als so etwas wie ein Universalschimpfwort verwendet wird. Den Entwicklern ist dafür jedoch kein Vorwurf zu machen, solche Haltungen kommen von außen und werden nicht durch Spiele propagiert.
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[nextpage title=“Next Page“]8. Spiele sind rassistisch
Immer wieder werden auch Rassismusvorwürfe gegen die Spieleindustrie laut. Tatsächlich gibt es einige Spiele, die rassistische Weltanschauungen propagieren. Braune Machwerke wie Ethnic Cleansing sind allerdings selten, in Deutschland indiziert und auch, was das Spieldesign angeht, aller übelster Mist. Vielen Spielen wurde zu unrecht Rassismus vorgeworfen. Ein gutes Beispiel ist dabei Pokémon, wo das Pokémon Rossanna Gegenstand der Anschuldigungen war. Angeblich wäre Rossanna die Karikatur einer schwarzen Frau. Tatsächlich war das Pokémon aber eine Anspielung auf einen japanischen Modetrend. Wie bei der Homophobie gilt auch beim Rassismus: Spiel ist nicht gleich Community.
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[nextpage title=“Next Page“]7. Spielen ist ungesund
Zugegeben, die typischer Gamer-Kost aus Pizza und Energydrinks ist nicht unbedingt das, was führende Ernährungswissenschaftler empfehlen und ab und zu eine Mütze Schlaf täte manchem Gamer gut. Dennoch verbringen viele Menschen ihre Freizeit auf eine deutliche ungesündere Art. Dass Menschen, die den ganzen Abend vor dem Fernseher verbringen, dabei mehr Zeit haben, Chips in sich hineinzustopfen als Gamer, die nur zwischen den Runden ab und zu einen Bissen zu sich nehmen, sollte jedem einleuchten. Auch Koffein ist lange nicht so schädlich, wie oft behauptet wird. Dennoch ein wohlmeinender Rat für MMORPG-Spieler: Habt bei längeren Sessions immer eine Flasche Wasser oder ein anderes Getränk in Reichweite.
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[nextpage title=“Next Page“]6. Spiele sind Geldverschwendung
Dieses Vorurteil hört man häufig von Menschen, die große Summen für Zigaretten, Alkohol, Diskotheken und Freudenhäuser ausgeben. Kostet Spielen Geld? In den meisten Fällen ja, wobei es auch schon gute kostenlose Spiele gibt. Letzten Endes sind die wenigsten Hobbys kostenlos. Die Frage, ob es sich lohnt, Geld für Spiele auszugeben, kann immer nur jeder für sich beantworten. Daher ist diese Aussage, verallgemeinernd getroffen, auch unsinnig.
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[nextpage title=“Next Page“]5. Spiele machen süchtig
Das Wort Sucht wird inzwischen leider sehr inflationär gebraucht, um so gut wie jede Handlung zu umschreiben, die ein Mensch in einer gewissen Regelmäßigkeit vollzieht. Richtig ist, das es Spielmechaniken gibt, die es dem Gamer schwer machen, sich von einem Spiel loszueisen. Das beste Beispiel dafür ist sicher die Sammelleidenschaft in Diablo. Dennoch fehlen dem, was umgangssprachlich als Sucht bezeichnet wird viele Merkmale einer echten Sucht. Entzugserscheinungen oder eine langfristige, schädliche Wirkung auf Geist und Körper hat das Spielen von Diablo etwa nicht.
Gerade bei Online-Spielen werden soziale Zwänge oft mit Suchtverhalten verwechselt. Denn oft ist es in erster Linie die Gilde oder der Clan, der Spieler übermäßig lange an den Bildschirm fesselt, nicht das Spiel an sich. Viel öfter geht es um das Gefühl, den Clan nicht enttäuschen zu wollen, als darum, mit dem Spiel nicht aufhören zu können.
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[nextpage title=“Next Page“]4. Spiele sind kindisch
Manche Menschen haben noch nicht bemerkt, dass die 1980er Jahre vorbei sind. Die ersten Spiele waren in ihrer Aufmachung tatsächlich eher kindlich und richteten sich in erster Linie an ein sehr junges Publikum. Doch das Medium ist mit den Spielern mitgewachsen, so dass inzwischen viele Spiele in erster Linie erwachsene Inhalte vermitteln. Spiele wie Mass Effect, Fallout oder The Witcher erzählen komplexe Geschichten für ein reifes Publikum und werden auch in erster Linie von Erwachsenen gespielt. MMORPGs haben auch einen relativ hohen Altersdurchschnitt – Ich bin 38 und das jüngste Mitglied in meiner Guild Wars 2-Gilde.
Das bedeutet natürlich nicht, dass es nicht auch viele Spiele für Kinder gibt – vor allem auf Nintendos 3DS ist das Angebot hier groß. Von der Aufmachung sollte man sich jedoch nicht ins Bockshorn jagen lassen. Nicht jedes Spiel, das sich erwachsene gibt, wird primär von erwachsenen gespielt und nicht jedes Spiel mit niedlichen Figuren ist nur für Kinder. Ich sage hier nur Call of Duty und Pokémon.
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[nextpage title=“Next Page“]3. Spiele sind sexistisch
Ja, es gibt offen sexistische Spiele wie Duke Nukem Forever. Diese sind aber relativ selten. Daneben gibt es einige Grauzonen. Es gibt Spiele, die primär für männliches Publikum entwickelt werden, wie die Dead or Alive Extreme. Feministinnen finden auch solche Spiele schrecklich, schaffen es aber nicht zu erklären, warum ein Spiel mit einer primär männlichen Zielgruppe schlimmer sein soll als an ein Film oder eine Zeitschrift mit einer primär weiblichen Zielgruppe. In historischen Spielen wie Battlefield 1 gibt es oft nur männliche Protagonisten, aber das geschieht nur, um die damaligen Umstände korrekt wiederzugeben, nicht um Frauen in unserer Zeit zu diskriminieren.
GTA 5 wird ebenfalls häufig wegen Sexismus kritisiert. Die Kritikpunkte rangieren dabei von berechtigt bis zu völlig aus der Luft gegriffen. Frauen, die GTA tatsächlich spielen kritisieren häufig den Umstand, dass es zu wenig Gestaltungsmöglichkeiten für weibliche Charaktere gibt und die Stripperinnen und Prostituierten kein männliches Pendant haben. Das ist eine, meiner Meinung nach durchaus berechtigte, Kritik. Daneben gibt es aber auch viel Unsinn, etwa einen Sturm der Entrüstung darüber, dass der Protagonist Prostituierte töten kann – so wie jeden anderen Charakter im Spiel auch! Sobald in einem Spiel die Möglichkeit besteht, selbst einen Charakter zu erstellen sind dabei die Geschlechter in der Regel gleichberechtigt.
Verallgemeinernd zu sagen, Spiele wären sexistisch ist in etwa so unsinnig, wie die Behauptung, alle Filme oder Bücher wären sexistisch. Denn wie bei anderen Medien auch, kommt es immer auf den Inhalt an und der variiert bekanntlich. Wie bei Rassismus und Homophobie gibt es aber auch hier Unterschiede zwischen Spiel und Community.
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[nextpage title=“Next Page“]2. Spiele desensibilisieren gegenüber Gewalt
Die alte Lüge von den Killer-Spielen. Leider zaubern manche Politiker sie immer wieder aus dem – sehr alten – Hut, wenn sie ein leicht verdauliches Thema für eine Ansprache im Bierzelt brauchen. Richtig ist nur, dass viele Spiele Gewalt in irgendeiner Form darstellen. Ein Einfluss auf Gewalt im realen Leben wurde jedoch noch niemals nachgewiesen. Sicher ist dagegen, dass Kriege, Hexenverbrennungen und Völkermorde passierten, lange, bevor Videospiele erfunden wurden.
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[nextpage title=“Next Page“]1. Spiele sind keine Kunst
Tatsächlich kombinieren Spiele viele Kunstformen, von bildender Kunst über Musik bis hin zum Erzählen epischer Geschichten. Spiele wie Shadow of the Colossus, Okami und The Last Guardian haben das künstlerische Potential dieses Mediums auf wunderbare Weise zum Ausdruck gebracht. Leider ist diese Erkenntnis immer noch nicht sehr weit verbreitet. Auch heute genießen Spiele nicht gleichen künstlerischen Freiheiten wie Filme oder Bücher. So dürfen Spiele den Zweiten Weltkrieg in Deutschland und Österreich nicht in der gleichen Weise thematisieren wie Filme und Serien. Es wird über Unterhaltungsindustrie gesprochen und nicht über eine Kunstform.
Dieses Vorurteil ist vermutlich nicht das, was Gamer im Alltag am häufigsten hören werden. Dass es dennoch an erster Stelle dieser Liste ist, liegt vor allem daran, dass es die Geringschätzung, die hinter den anderen Vorurteilen steht am deutlichsten zusammenfasst. Diese Haltung ist nicht nur eine einzelnes Vorurteil, sondern die Wurzel einer Reihe weiterer Vorurteile. Man verzeihe mir diesen Anflug von Polemik, aber dass sich unsere Gesellschaft in Zeiten von Schüttbildern und experimenteller Musik immer noch durch gerungen hat, die Kunstfertigkeit der Entwickler als das anzuerkennen, macht jeden, der das Medium kennt und schätzt traurig.
Welche Vorurteile gegen Spiele findet ihr am schlimmsten? Sagt uns eure Meinung dazu in den Kommentaren! Folgt uns auf Facebook, wenn ihr keine News aus der Welt des Gaming verpassen wollt.