Beitrag: Hinweis: Dieser Artikel enthält Spoiler zur ersten Staffel von „The Last of Us“ auf HBO sowie zu den Spielen.

Die Frage, ob Joel das Richtige getan hat, als er Ellie rettete, beschäftigt Fans seit dem Release des ersten Spiels im Jahr 2013. War es moralisch vertretbar, ein mögliches Heilmittel gegen die Cordyceps-Infektion aufzugeben, um ein einziges Leben zu bewahren? Mit dem Serienfinale der ersten Staffel wurde diese Diskussion erneut entfacht – verstärkt durch Unterschiede in Joels Charakterdarstellung und den Wechsel von Sporen zu Ranken als Infektionsweg.

Zwei Jahre später ist die Debatte lebendiger denn je. Pünktlich zum Start der zweiten Staffel am 13. April haben wir die Gelegenheit genutzt und mit den Showrunnern Craig Mazin und Neil Druckmann sowie den Darsteller*innen Bella Ramsey (Ellie), Gabriel Luna (Tommy), Kaitlyn Dever (Abby), Isabela Merced (Dina) und Young Mazino (Jesse) gesprochen. Die zentrale Frage: War Joels Entscheidung im Krankenhaus die richtige?

Ein moralisches Dilemma zum Frühstück – das Gespräch begann um 9 Uhr morgens. „Wir haben da unterschiedliche Ansichten“, merkt Druckmann direkt an. Mazin stimmt lachend zu: „Oh ja, absolut.“

Doch mit zunehmender Tiefe im Gespräch wird klar: Die Unterschiede sind kleiner, als sie scheinen.

„Ich glaube, Joel hatte recht“, sagt Druckmann. „Wäre ich in seiner Lage, würde ich hoffentlich ebenfalls so handeln, um meine Tochter zu retten.“

Mazin ergänzt: „Vermutlich hätte ich das Gleiche getan. Aber ich hoffe, dass ich es nicht tun würde. Dieser moralische Zwiespalt ist es, der das Ende des ersten Spiels so kraftvoll macht. Es zwingt uns, uns selbst zu hinterfragen.“

Die Schauspieler*innen äußern sich hingegen vorsichtiger. Ramsey, Merced und Dever betonen, wie kompliziert die Situation sei. Merced deutet an, dass Staffel 2 genau diese moralischen Fragen weiter ausloten wird.

Gabriel Luna steht klar hinter Joel – wie auch sein Charakter Tommy. „Ich bin da voreingenommen“, sagt er. „Joel ist mein Bruder, Ellie ist seine Welt. Und wenn deine Welt in Gefahr ist, kannst du den Rest ausblenden.“

Young Mazino (Jesse) reflektiert: „Ich glaube, Joel war im Autopilot. Er hat einfach funktioniert, ohne nachzudenken. Alles war wie im Nebel.“

Und genau hier liegt vielleicht der Kern der Debatte: Kann man in dieser Situation wirklich anders handeln? Wenn ein geliebter Mensch geopfert werden soll – ohne Zustimmung – für ein Heilmittel, das vielleicht funktioniert, vielleicht aber auch nicht?

Mazin bringt es auf den Punkt: „Die Frage lautet: Was würdest du tun? Dein Kind opfern, um die Welt zu retten? Das ist ein uraltes Dilemma, das bis zu Abraham und Isaak zurückgeht.“

Druckmann führt weiter aus: „Wenn es um eine fremde Person geht, sagt man leicht: Ja, Opfer bringen. Aber wenn es dein eigenes Kind ist? Dann ist die Antwort eine andere.“

Das klassische Trolley-Problem bekommt so eine neue Tiefe.

„Tod bringt Tod bringt Tod – ein Teufelskreis“, meint Mazino. „Joel hat seine Welt gerettet, nicht die Welt“, schließt Ramsey.

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Und jetzt, wo zwischen Staffel 1 und heute etwas Zeit vergangen ist: Was denkst du? Hatte Joel recht?